Stress – Verstehst du deinen Körper? (Teil 1)

Brrrring, bzz bzz, beep beep beep – wenn uns eine Nachricht erreicht, schauen wir gern sofort auf unser Telefon. Unsere Lieblingsmarke kündigt ein neues Produkt an – wir können es kaum erwarten und sind die ersten, die „auf der Matte stehen“. Doch was ist, wenn unsere Kopfschmerzen nicht nachlassen? Der Schlaf einfach nicht erholsam ist oder der Rücken permanent schmerzt? Eindeutige Signale, die wir gern lange ignorieren, niedriger priorisieren oder gar nicht erst wahrhaben (wollen).

Dabei ist unser Körper ein schlaues Kerlchen. Er ist lange Zeit geduldig mit uns und unseren tagtäglichen Entscheidungen, die wir viel zu oft gegen ihn treffen. Wie ein fürsorgliches Elternhaus bügelt er Dummheiten glatt und gibt uns so Sicherheit. Doch auch der Geduldigste hat mal die Nase voll, wenn er immer wieder getriezt oder ignoriert wird. Auf die Warnsignale, die der Körper dann aussendet, sollte man besser genau hören.

Es ist spannend, dass einige der Symptome direkt Einzug in die Alltagssprache gehalten haben. Uns schlägt das Herz bis zum Hals. Wir haben die Nase voll. Das schlägt mir auf den Magen. Diese Beispiele zeigen, dass sich Körper und Psyche kaum trennen lassen. Das Gegenteil ist der Fall, beides steht in ständiger Wechselwirkung und kann Einfluss auf das jeweils andere haben. Der Mensch ist eine ziemlich intelligent ausgetüftelte Einheit und ein Wunderwerk an Funktionen. Kommt es zu Veränderungen, ob positiv oder negativ, ist das gesamte System betroffen. Umso wichtiger ist es, genau hinzuhören, wenn mir mein Körper etwas mitteilen möchte. Und mich dann eben auch zu fragen, warum ich denn die Nase voll habe. Was sagt mir mein Immunsystem damit? Was sagt es mir, wenn die Verdauung nicht funktioniert. Oder ich seit längerem schon niedergeschlagen, gar deprimiert bin.

 

Die WHO sagt, „Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.“ Damit wir uns wohlfühlen, müssen wir lernen, auf die Frühwarnsignale Acht zu geben, sie zu erkennen und auch ernst zu nehmen. Vor allem stressige Phasen können die Auswirkungen auf die Gesundheit verstärken:

 

  • Gehirn: Verschiedene Hirnareale besitzen Rezeptoren für das Stresshormon Cortisol und werden unter Stress von diesem beeinflusst, z.B. das limbische System, zuständig u.a. für Emotionen und der Bewertung von Stressoren oder der präfrontale Kortex, der an zielgerichtetem Handeln und Entscheidungsprozessen beteiligt ist. Bei chronischem Stress sind diese Areale dauerhaft betroffen und können damit Emotionen, die Gedächtnisleistung, Entscheidungsfindung und Wahrnehmung verändern. Da das Gehirn auch das zentrale Organ für die Stressreaktivität ist, d.h. wie man auf Stress reagiert bzw. was man als Stress wahrnimmt, ändern sich mit andauerndem Stress auch die Bewältigungsmöglichkeiten, die einem Menschen zur Verfügung stehen. Man kann schlichtweg schlechter mit Stress umgehen. Eine andauernde Überforderung kann somit zu Erschöpfung und Depressionen oder Angststörungen führen.

  • Nebennierenrinde: Hier findet über ein ausgeklügeltes System die Cortisolausschüttung statt. Über den Blutkreislauf gelangt Cortisol zurück ins Gehirn und sendet dort den Impuls, dass weniger Cortisolproduktion angeregt werden muss. Wenn dieser Feedbackmechanismus aufgrund von dauerhaft erhöhten Stress- und Cortisolwerten nicht mehr richtig funktioniert, kommt kein Signal im Gehirn an und Cortisol wird weiterhin produziert. Der Stress wird chronisch.
  • Immunsystem: Andauernder Stress wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus. Er reduziert die Abwehrzellen und kann damit entzündliche Vorgänge im Körper auslösen und die Entstehung von Krankheiten begünstigen.
  • Muskulatur: Durch einen anhaltenden erhöhten Muskeltonus kann es unter anderem zu Verspannungen und Schmerzen, z.B. im Nacken und Schulterbereich, und im weiteren Verlauf zu Kopfschmerzen und Schwindel kommen.
  • Blutgefäße/Herzerkrankungen: Es bestreitet wohl kaum jemand, dass Stress ein wesentlicher Faktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Erhöhter Blutdruck verändert auf Dauer die Blutgefäßwände und ruft damit entzündliche Reaktionen hervor. Außerdem erhöhen Veränderungen in der Blutgerinnung die Gefahr einer Arterienverkalkung und damit einer möglichen Herzinsuffizienz.
  • Darm: Die verminderte Blutversorgung (weil das Blut unter Stress an anderen Stellen gebraucht wird) macht die Magen- und Darmschleimhaut anfälliger für Geschwüre und drosselt die Verdauung. Verstopfung kann eine Folge sein.

Stress lässt sich nicht immer vermeiden. Unser Körper ist jedoch sehr gut darauf eingestellt, mit kurzfristigen Stressphasen umzugehen. Nur müssen wir heute nicht mehr vor dem viel zitierten Säbelzahntiger flüchten oder uns zum Kampf bereit machen. Die Anforderungen im Alltag sind komplexer, die an sich selbst meist überzogen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir im Alltag nicht den klaren Blick verlieren, ein Gefühl dafür entwickeln, was uns guttut und wie man richtig abschalten kann, damit man nicht in den Strudel aus „ich muss nur mal schnell“, „mach ich gleich“ und „einer muss es ja machen“ gerät. Sonst kommt der Säbelzahntiger mit seinem ganzen Rudel und lässt uns keine Ruhe!

Das Säbelzahntiger-Rudel ist schon da? Ihr habt das Gefühl, über keine geeigneten Mittel und Methoden im „Kampf gegen den Stress“ zu haben? Sprecht mich einfach an – ich unterstütze euch gern!

Euer Ken

 

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